Die Welt steht am Rande einer Wasserkrise, die bis Mitte des Jahrhunderts die Hälfte der gesamten Nahrungsmittelproduktion bedrohen könnte. Eine aktuelle Studie der Global Commission on the Economics of Water zeigt die Schwere dieser Herausforderung auf und prognostiziert verheerende Folgen sowohl für das menschliche Leben als auch für die Weltwirtschaft. Angesichts der zunehmenden Wasserknappheit ist dringender Handlungsbedarf denn je gegeben.
Wassermangel

Der Studie zufolge leidet bereits die Hälfte der Weltbevölkerung unter Wasserknappheit, und diese Zahl dürfte in den kommenden Jahren noch deutlich steigen. Die Hauptlast dieser Wassermisswirtschaft tragen bevölkerungsreiche Regionen wie Nordwestindien, Nordostchina und Teile Europas. Unglaubliche 3 Milliarden Menschen leben in Gebieten mit schwerer Wasserknappheit, und viele Großstädte versinken buchstäblich aufgrund übermäßiger Grundwasserentnahme.
Das Problem ist nicht nur ökologischer, sondern auch wirtschaftlicher Natur. Der Bericht schätzt, dass Wasserknappheit, verschärft durch Klimawandel und schlechte Landbewirtschaftung, das globale Wirtschaftswachstum bis 8 um 2050% reduzieren könnte. In Ländern mit niedrigem Einkommen dürfte dieser Effekt sogar noch größer sein und die Kluft zwischen reichen und armen Ländern weiter vergrößern.
Die Ökonomie der Wasserfehlbewirtschaftung

Ein zentrales Thema des Berichts ist die wirtschaftliche Ineffizienz bei der Bewertung und Verwaltung von Wasser. Mariana Mazzucato, Professorin und Co-Vorsitzende der Global Commission, kritisiert die Art und Weise, wie Regierungen und Unternehmen Wasser als Ware behandeln und dabei seine Knappheit und lebensnotwendige Rolle vernachlässigen. „Wir haben uns entschieden, nicht zu handeln, weil es profitabel ist, die Krise nicht anzugehen“, sagt Mazzucato. Tatsächlich werden 80 % des Abwassers nicht behandelt, was das Problem noch verschärft.
Der Mangel an kollektivem Willen zeigt sich auch im Fehlen koordinierter globaler Anstrengungen. Die Vereinten Nationen haben beispielsweise erst vor kurzem ihre erste Wasserkonferenz seit 50 Jahren abgehalten und gerade einen Sondergesandten für Wasserfragen ernannt. Diese Maßnahmen sind zwar von entscheidender Bedeutung, scheinen aber angesichts einer drohenden Katastrophe zu wenig und zu spät zu kommen.
Die Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit

Wasserknappheit wird tiefgreifende Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben, insbesondere in Regionen, die von wasserintensiven landwirtschaftlichen Praktiken abhängig sind. Der Bericht betont, dass bis 2050 die Hälfte der weltweiten Nahrungsmittelproduktion gefährdet sein könnte. Dazu gehören Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen und Mais, von denen Millionen Menschen zum Überleben abhängen. Im Zuge des Klimawandels werden Dürren, Überschwemmungen und unregelmäßige Wetterlagen die ohnehin schon fragile globale Nahrungsmittelsicherheit noch weiter verschärfen.
Eine der wichtigsten Empfehlungen der Studie ist die Änderung landwirtschaftlicher Praktiken. Ein Übergang zu einer effizienteren Wassernutzung in der Landwirtschaft sowie die Förderung einer pflanzenbasierten Ernährung könnten dazu beitragen, einige der Risiken zu mindern. Die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume und Investitionen in die Wasserinfrastruktur sind ebenfalls wichtige Schritte zur Sicherung der Zukunft der Nahrungsmittelproduktion.
Aus der Krise eine Chance machen

Trotz der düsteren Aussichten glauben Experten, dass noch Zeit für eine Kursänderung bleibt. Ngozi Okonjo-Iweala, Generaldirektorin der Welthandelsorganisation und Ko-Vorsitzende der Kommission, betont, dass die Wasserkrise eine Chance für eine Umgestaltung des globalen Wassermanagements darstellt. In diesem Kampf sind die richtige Bewertung des Wassers, die Behandlung von Abwasser und Investitionen in erneuerbare Wasserressourcen von entscheidender Bedeutung.
Mazzucato betont auch das Potenzial für enorme Investitionsmöglichkeiten. Wie die Herausforderungen durch Klimawandel, Artensterben und globale Pandemien könnte die Bewältigung der Wasserkrise neue Wege für Innovation und Wirtschaftswachstum eröffnen. Dies erfordert jedoch globale Koordination, erhebliche Investitionen des öffentlichen und privaten Sektors und vor allem politischen Willen.
Abschließende Überlegungen

Die globale Wasserkrise ist keine ferne Bedrohung mehr; sie ist gegenwärtig und wachsende Gefahr. Ohne sofortiges Handeln werden die Kosten der Untätigkeit auf der ganzen Welt spürbar sein, von sinkenden Städten bis hin zu versagenden Nahrungsmittelsystemen. Wie der Bericht der Weltkommission deutlich macht, handelt es sich hier nicht nur um eine ökologische, sondern auch um eine wirtschaftliche und humanitäre Herausforderung. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln, bevor die Krise unumkehrbar wird.